Artikel über Björn Andrésen in der japanischen Musikzeitschrift „Chopin“Ein sanfter Wikinger. Björn Andrésen – ein Porträt Reportage・Text・Fotos (außer*) ◎ Tokura Miyuki „Tod in Venedig“ Ein Kinohit

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Artikel über Björn Andrésen in der japanischen Musikzeitschrift „Chopin“

Ein sanfter Wikinger. Björn Andrésen – ein Porträt

Reportage・Text・Fotos (außer*) ◎ Tokura Miyuki

„Tod in Venedig“ Ein Kinohit

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Ich glaube, es wird manchem Leser von „Chopin“ etwas befremdlich erscheinen, dass in einer Musikzeitschrift über Björn Andrésen (s. Anmerkung (1) berichtet wird. Björn ist in Japan weithin berühmt für die Rolle des hübschen Jungen Tadzio aus dem Film „Tod in Venedig“, ein weltweiter Filmruhm - ganz gegen seinen Willen. Über seine musikalische Aktivität dagegen ist kaum etwas bekannt. Nun ergreife ich die Gelegenheit, mein früheres Versprechen gegenüber der verstorbenen Frau Naito Ai, (Leiterin der ehemaligen Zeitschrift "Hanna", Gesmbh) einzulösen, und für "Chopin" eine Reportage über Björn zu schreiben. Die Zustimmung, einen Artikel über ihn zu veröffentlichen, habe ich von Björn Andrésen persönlich bereitwillig erhalten und "Chopin" hat mir dafür eigens diese Seiten zur Verfügung gestellt.

"Tod in Venedig" des Regisseurs Lucino Visconti (2) ist ein filmisches Meisterwerk, in dem die schöne Melodie des Adagietto aus dem vierten Satz von Mahlers 5. Synfonie aufs Schönste in die Bilder verwoben ist, und das in der Filmgeschichte seinen Platz bewahren wird. Nachdem der Film 1971 herauskam, erlebte Japan einen Mahlerboom; besonders das Adagietto fand nicht nur bei Musikliebhabern Anklang, sondern auch beim allgemeinen Publikum und wurde auch als Backgroundmusik gehört.

Viscontis "Tod in Venedig" ist die Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Thomas Mann - einer der drei Filme, die als seine "Deutsche Trilogie" (3) bezeichnet werden. Es geht darin um Folgendes: der alternde deutsche Musiker Aschenbach ist zur Erholung nach Venedig gekommen und begegnet bei seinem Aufenthalt am Lido im Hotel dem jungen Tadzio, aus polnischer Adelsfamilie. Von seiner "vollkommenen Schönheit" (im Original deutsch) wie gebannt, läuft er Tadzio nach, wo immer dieser sich zeigt und irrt durch die labyrinthischen Gassen Venedigs.

In der letzten Szene erblickt der von der Cholera infizierte Aschenbach Tadzios Gestalt von weitem, wie er langsam im gleißenden Licht zum Meer hingeht und schaut ihm, schon in den letzten Zügen, gebannt nach.

Auf den ersten Blick könnte man die Story des Films für ziemlich eintönig halten, aber in einer der Szenen erinnert sich Aschenbach, wie er und sein Freund Alfred sich über Musiktheoretisches unterhielten. In dieser Szene wiederspricht Alfred der Auffassung Aschenbachs, dass es Menschen durch Vernunft und ununterbrochene Anstrengung möglich ist, das Schöne zu erschaffen. Diese Überzeugung Aschenbachs wird jedoch von der Erscheinung Tadzios, von ihrer vollkommenen Schönheit, die eben nicht von Menschenhand geschaffen ist, im Tiefsten erschüttert. Es ist dieser ironisch- grausame, zeitweilig karikaturistische Humor, der sich in dem Film verbirgt.

"Tod in Venedig" wurde beim 24. Filmfestival in Cannes gezeigt, wurde ein großartiger Kinohit und ist bis heute, Jahrzehnte nach der Premiere, weiter im Kino zu sehen.

Björns Leben als Musiker Zur Zeit als er aus mehreren tausend Bewerbern für die Rolle des Tadzio ausgeswählt wurde, war Björn an der Adolf Fredrik Musikschule in Stockholm eingeschrieben, lernte Klavier und Gitarre und liebte Bachs Musik. Der weltweite Erfolg des Films allerdings wurde mehr und mehr zu einer psychischen Belastung für den fünfzehnj.hrigen Buben. Er hatte der ihm von Visconti zugedachten Rolle mit sicherem Instinkt aufs genaueste entsprochen und den schönen Tadzio treffsicher "gespielt" (4). Doch danach wurde er im Leben, wohin er auch kam, mit Tadzio gleichgesetzt und geriet, wie er sagt, in eine seelische Krise.

Es gibt eine Episode aus dieser Zeit, die er auch jetzt noch immer wieder erzählt. Als er auf einer Party ein Stück von Liszt auf dem Klavier vorgetragen hatte, kam eine junge Frau in enganliegendem Kleid ganz aufgeregt auf ihn zugelaufen und rief "Sie können also wirklich Klavier spielen!" Dass diese an sich harmlose Begebenheit für Björn, der eine Musikschule besucht und eine Fachausbildung zum Musiker erhalten hatte, verletzend war, kann man sich unschwer vorstellen.

Es sind jetzt neunzehn Jahre her, dass ich Björn zum ersten Mal in Stockholm traf. Was er mir damals erzählte, habe ich auf seinen Wunsch bisher nirgendwo veröffentlicht. "Mit dem Film habe ich schon lange nichts mehr zu tun und möchte auch in Zukunft nichts mehr damit zu schaffen haben" sagte er, und so wusste ich, dass der Schatten Tadzios ihm noch immer nachfolgte, und dass es ihm gegenüber angebracht war, nicht an diese Dinge zu rühren. Danach hatte ich noch zwei Mal Gelegenheit, Björn zu treffen, jedesmal spürte ich im Gespräch seine tiefe Menschlichkeit.

Bei unserem Treffen 2002 hatte ich den Eindruck, dass sich Björn, anders als bis dahin, gut fühlte, es war deutlich zu sehen, dass er ein erfülltes Leben führte. Und tatsächlich, kurz darauf tauchte der Name Björns, der hartnäckig jegliche Auskunft über sich verweigert hatte, hier und dort in Medienberichten vor allem in Europa auf. Es freute mich, zu sehen, dass er endlich sein eigenes Leben akzeptieren konnte.

Dieses Jahr traf ich den einundsechzigjährigen Björn nach 14 Jahren in Wien wieder. Als ich ihn am Flughafen abholte, war ich erstaunt, wie sehr sich sein Aussehen verändert hatte - sein Charakter jedoch war unverändert. Er erzählte mir, dass er zur Zeit an einem Dokumentionsfilm arbeite. Es ist wohl kaum bekannt, aber Björn hat eine große Vorliebe für Japan und es ist gut möglich, dass er eines Tages wieder einmal nach Japan kommen wird. (5)

Björn ist in Wirklichkeit ein Mensch, der schwer zu fassen ist. Wollte man ihn beschreiben, kommen einem Vorstellungen wie "dahinziehende Wolken", "wehender Wind", "sanftmütiger Wikinger" in den Sinn. Aber einer Außenstehenden wie mir wird es kaum gelingen, seine Eigenart zu erfassen. Nur möchte ich folgende Episode erzählen und Ihnen damit Björn Andrésen ein Stückchen näher bringen.

Als er in einer Musikschule in Stockholm unterrichtete, schenkten ihm die Schüler am Schuljahresende einen Blumenstrauß und bedankten sich mit den Worten "Ihr Unterricht war sehr streng aber Sie waren unser bester Lehrer". Björn war zu Tränen gerührt. "Diese Kinder wissen nichts von dem Film. Sie haben mir ganz unabhängig davon ihre Wertschätzung für mich selbst gezeigt".

Anmerkung 1

Björn Andrésen (geb.1955). Ich benütze hier die übliche Schreibung des schwedischen Namens in Katakana.

Anmerkung 2

Luchino Visconti (1906-1976). Italienischer Spielleiter und Filmregisseur

Anmerkung 3

"Die Verdammten (Götterdämmerung)", "Tod in Venedig", "Ludwig"

Anmerkung 4

Björn sagt dazu: "Ich war ein Kind und ohne irgendetwas zu begreifen, machte ich, was man mir sagte".

Anmerkung 5

Nachdem der Film "Tod in Venedig" herausgekommen war, besuchte Björn Japan zwei Mal. Er sagt, wo immer er hinkam, wurde er von Reportern oder weiblichen Fans belagert.

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